Kellinghusen, das ist eine kleine Stadt zwischen Geest und Marsch, die man immer mal wahrnimmt, aber irgendwie vergisst, zu entdecken. Das muss sich ändern, dachten wir, und waren restlos begeistert. Südlich des Naturparks Aukrug liegt sie, die kleine Stadt, die Keramikstadt, die Storchenstadt, das Amt – kurz Kellinghusen.
Im Norden die Wälder des Liethangs, der bis in die Stadt hineinreicht, auf der anderen Seite die wunderbare Auenlandschaft von Stör und Bramau. Kellinghusen hat gerade einmal 7.800 Einwohner, die sich hier ziemlich wohlfühlen und ganz entspannt ihrem Alltag nachgehen. Und auch die Störche möchten Kellinghusen gar nicht mehr verlassen, sie lieben in dieser Stadt selbst die grauen Wintertage.
Dann pflegt Kellinghusen eine mehr als 250 Jahre alte Keramik-Tradition. Die berühmten Kellinghusener Fayencen waren Anlass, dass sich auch heute noch vieles um dieses Steingut dreht. Ein Museum, ein Töpfermarkt mit ausgewählten Meistern des Faches sind nur zwei Beispiele dafür.
Kellinghusen ist auch Zentrum des gleichnamigen Amtes und versorgt die umliegenden Gemeinden. Kellinghusen lässt sich zu Fuß, zu Pferd, zu Wasser und per Pedes mitsamt seiner Umgebung auf zahlreichen ausgewählten Routen erkunden und ist der ideale Ausgangspunkt, um das vielleicht unbekanntere und so spannende Binnenland Schleswig-Holsteins einmal kennenzulernen.
Im Mittelalter war Kellinghusen eine bekannte Hafenstadt an der Stör. Straßen gab es ja noch nicht, also reiste man meist zu Fuß oder mit dem Pferd, einige wenige mit der Kutsche, was lange dauerte und nicht ohne Risiko war. Schiffe auf den Kanälen waren die schnellste Möglichkeit, Waren und Menschen von A nach B zu bringen. Kellinghusen war an der Stör wie keine andere Stadt dafür geeignet. Noch heute spielt die Stör eine besondere Bedeutung, allerdings trägt sie nun zu Erholung und Müßiggang bei. Bis hierher kommen oft historische Boote und auch bei Paddlern ist der Fluss mit dieser Stadt ein sehr beliebtes und geschätztes Revier.
Keramikmuseum Kellinghusen
Das Keramikhandwerk hat diesen Ort geprägt wie kein zweites Handwerk. So ist es folgerichtig, diese Geschichte in einem Museum erlebbar zu machen. Hier entdeckt man die Kellinghusener Fayencen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Das Besondere an diesen feinen Keramiken ist ihre deckende, zinnhaltige Glasur. Aus der Not hat man eine Tugend gemacht, denn so entstand eine günstigere Alternative zum damals so teuren Porzellan.
Sechs Betriebe, die in diesem Verfahren produzierten, waren zwischen 1764 und 1860 in Kellinghusen ansässig. Im Museum werden die Produktionsschritte, aber auch die Verbreitung und die Verwendung der Kellinghusener Fayencen anschaulich dargestellt. Einher geht die Keramikproduktion mit der Stadtgeschichte, das Museum führt durch die Zeiten dieser Stadt. Mehrere Wechselausstellungen bereichern das Museum und sind immer wieder einen Besuch wert. Im Museumsshop können Erzeugnisse der beiden ansässigen Töpfereien erworben werden. Information unter keramikmuseum kellinghusen.
Marktplatz
Zu einer Keramikstadt gehört auch ein Tellerturm, dachten sich die Kellinghusener und installierten dieses Kunstobjekt von Jo Kley im Jahr 2007 mitten auf den gepflasterten Oberen Marktplatz. Eine Platane und eine Sitzbank darunter, kann es einen schöneren Ort geben für Märkte, Theateraufführungen, Konzerte oder was den Kellinghusenern immer noch einfällt? Kellinghusen wird von seinen Bewohnern geliebt, das spürt man an jeder Ecke, denn der Ort ist sehr liebevoll gestaltet und bietet für seine Größe so viel.
Sogar einen zweiten Marktplatz hat er, den Unteren Marktplatz. Hier genießen die Menschen Mittwoch vormittags das kleine bunte Markttreiben.
Bürgerhaus
Nicht nur das Keramikmuseum ist hier untergebracht, das Bürgerhaus verbindet. Schon die Architektur bringt es zum Ausdruck, in dem der obere und der untere Marktplatz durch dieses Gebäude verbunden werden. Die Stadtbücherei befindet sich hier und auch die Touristinformation. Damit nicht genug ist es für die Menschen hier eine echte Begegnungsstätte. Kulturell, politisch und sozial. Zur Erinnerung, diese Stadt hat weniger als 8.000 Einwohner, aber sie bietet für ihre Gäste und Bürger das volle Programm.
Dieses Gebäude ist eines der jüngsten der kleinen Stadt, bis 1979 standen an dieser Stelle die Gebäude der Tuchfabrik Mohr.
Bergstraße
Diese malerische Kopfsteinpflasterstraße führt hoch auf einen Berg. Mein Verhältnis zu den Bergen in Schleswig-Holstein kennen aufmerksame Leser und so hat auch Kellinghusen seinen Berg. 35 Meter geht es hinauf, wenn man vom Wasserspiegel der Stör ausgeht. Auf dem Gipfel trohnt sie, die altehrwürdige und schöne Feldsteinkirche St. Cyriacus. Kleine beschauliche Gassen gehen von der Bergstraße ab. Die reizvollen Häuserzeilen entlang der Bergstraße und ihren Gassen unterstreichen die Beschaulichkeit dieser schönen Stadt
Feldsteinkirche St. Cyriacus
Hoch oben über der Innenstadt steht sie, unübersehbar. Seit dem 13. Jahrhundert ist sie Ort der Besinnung und Anbetung. Schon im Jahr 1530 wurde hier der erste lutherische Gottesdienst gehalten, gab es zuvor doch nur katholische Gottesdienste. Der neu gestaltete Innenraum versetzt uns in gläubiges Erstaunen.
Die Kirche darf gerne zu Gottesdienstzeiten besucht werden, so ein Kirchgang ist doch eine schöne Tradition. Aber auch außerhalb dieser Zeiten kann sie montags und mittwochs zwischen 09.00 und 12.00 Uhr und am Donnerstag zwischen 14.30 und 18.00 Uhr besichtigt werden. Den Schlüssel gibt es im Kirchenbüro gegenüber der Sparkasse.
Informationen gibt es unter kirche kellinghusen.
Rathaus
Schon 1877 bekam Kellinghusen Stadtrechte. Darauf war man noch gar nicht so richtig vorbereitet. Der Bürgermeister übte anfangs seine Dienstgeschäfte noch in Privaträumen aus. Doch die Eingemeindungen und Aufgaben wuchsen und es passierte etwas, was sich mancher Politiker in Zeiten klammer Kassen heute so wünschen würde: Die Kellinghusener Bürger sammelten Spenden und bauten davon das Rathaus. Zwischen 1906 und 1908 entstand es in einer Mischung des Jugenstils und des Historismus. Noch heute werden alle Amtsgeschäfte in diesem historischen Rathaus geführt.
Während der Öffnungszeiten darf man sich gerne umschauen.
Luisenberger Turm
Was waren das für Ideen: Graf Hans Heinrich von Rantzau ließ im Jahr 1804 nördlich eines Holzturmes ein Wohnhaus errichten und benannte das Ensemble nach seiner Frau Louise. Im Jahr 1822 kaufte Edward Ross das Anwesen und ließ den Aussichtsturm abreißen. An dessen Stelle entstand 1958 der heutige im Stil der Neugotik.
Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Turm zwischen 14.00 und 16.00 Uhr geöffnet. Im Bürgerhaus kann der Schlüssel für den Turm aber gegen Pfand ausgeliehen werden. Zu Veranstaltungen wie Geranien- oder Töpfermarkt gelten erweiterte Öffnungszeiten.
Brauerstraße Nr. 29
Was heute als Wohn- und Geschäftshaus genutzt wird, hat Geschichte. Denn in den Jahren 1846 – 1920 hatte Kellinghusen eine eigene Brauerei. Famlie Clausen war bis 1877 für die Brauerei Clausthal zuständig. Im Jahr 1907 entstand in der Nr. 29 dieses Haus als Kurhaus Clausthal. Diese Gastwirtschaft zog mit ihren Pavillons und der Veranda Ausflügler von nah und fern an.
Der Haidegänger
Unter Literaten und Lyrikern wird er bekannt sein, „Der Haidegänger“ von 1890. Detlev von Liliencron verfasste den Text: „Die Heide blüht. Das ist das Zeichen, dass der Sommer muss dem Herbste weichen…“
Und, was sollte ihn dazu besonders inspiriert haben? Die benachbarte Störkathener Heide. Heute erinnert dort ein Gedenkstein an ihn. Detlev von Liliencron kam als Beamter im Jahr 1883 nach Kellinghusen, aber beendete seinen Dienst zwei Jahre später, um sich dem Schreiben zu widmen. Bis 1890 wirkte er in Kellinghusen als freier Dichter, hier entstanden auch seine ersten Veröffentlichungen. Sein damaliger Dienstsitz war übrigens im ehemaligen Gerichtsgebäude. Heute sind in diesem historischen Gebäude das Stadtarchiv und die Polizeit zu Hause.
Lederfabrik Kobel
Wir wissen es und wollen es nicht wahrhaben. Lederverarbeitung ist eine der umweltschädlichsten Verfahren und immer wieder gibt es bis in diese Tage Berichte über hochgiftige und krebserregende Substanzen.
Anders in der alteingesessenen Lederfabrik Kobel, hier, in Kellinghusen. Nach alter Tradition wird hier Leder sorgfältig von Hand verarbeitet und umweltschonend rein pflanzlich gegerbt. Schon in der vierten Generation betreibt Familie Kobel dieses mittlerweile seltene Handwerk seit 1877.
Diese hochwertigen Leder aus Kellinghusen finden vor allem im Reit- und Fahrsport ihren Anklang. Aber auch hochwertige und bezahlbare Gürtel und Handtaschen, sogar orthopädische Erzeugnisse kommen aus dieser traditionellen Fabrik. Ein Teil dieser historischen Fabrik stammt noch aus seinen Gründerjahren, in dem bereits im 18. Jahrhundert eine Gerberei untergebracht war.
Informationen gibt es unter lederfabrik kobel in kellinghusen.
Kellinghusen hatte einen richtigen Hafen. Und das schon im Mittelalter. Holz war der Stoff, der auf der Stör zur Elbe geschifft wurde. Kellinghusen hätte gerne richtigen Handel betrieben, doch das Stapelrecht der Itzehoer in den Jahren 1260 – 1846 verhinderte dies. Im Jahr 1862 begann man mit dem Bau einer öffentlichen Hafenanlage mit Schienenanbindung an die Eisenbahnstrecke Itzehoe – Wrist.
Das aus Südamerika stammende Quebrachoholz kam auf diesem Wege in die Lederfabrik, um daraus Gerbstoffe zu gewinnen. Aber auch Kohle, Baumaterialien, Holz und Getreide gehörten zu den Transportgütern. Bis heute ist die Stör bis ins nördlich von Kellinghusen gelegene Rensing eine Bundeswasserstraße und ist immer noch abhängig von Ebbe und Flut. Die Gezeiten wirken durch die Elbe ein.
Heute haben die Freizeitkapitäne die Berufsschifffahrt abgelöst, in den Sommermonaten gibt es viele historische Schiffe auf dem Fluss. Im Hafen Kellinghusen befinden sich ein Kanuanleger, einige Liegeplätze für Sportboote und ein schöner Rastplatz.
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